Auch ich hatte nach den ersten dilettantischen Änderungen an der Dateiverwaltung ganz ernsthaft überlegt, nach 30 Jahren Markentreue die SSE frustriert in die Tonne zu treten und mich einem anderen Hersteller zuzuwenden. Glücklicherweise hat Wolters Kluwer gerade noch rechtzeitig die Reißleine gezogen und seine Hausaufgaben gemacht. Nachdem ich nun meine Steuererklärung 2020 (mit PV-Einkünften) problemlos erledigt habe, möchte ich dem SSE-Team nun aber doch mal meinen Dank und meine Glückwünsche aussprechen. Nicht nur wurde der kapitale Schnitzer schnell wieder ausgebügelt; das Ergebnis ist nun sogar viel besser als vorher. Das Datenverzeichnis lässt ich nun sehr einfach ändern und diese Einstellung bleibt sogar nach einem SW-Update erhalten. Eigentlich selbstverständlich, aber wie lange mussten wir darauf warten!
Gelungen im Sinne von kundenfreundlich finde ich auch das Lizenzmodell. Klar muss der Hersteller sich irgendwo dagegen absichern, dass eine Privatlizenz nicht von einem halbseidenen Hinterhof-Steuerclown für sieben Dutzend Mandanten missbraucht wird. Das Konzept, nur die verbrauchten Abgaben zu zählen (mit beliebig vielen Zusätzen) finde ich sehr gut. Das sollte selbst bei der kleinsten Variante mit 3 Abgaben für eine kleine Familie reichen. 5 Abgaben bei der plus-Version aufwärts sind fast schon üppig und die Idee, weitere Abgaben für schmales Geld hinzukaufen zu können, ist schlichtweg genial.
Nach so viel Lob sei mir aber doch noch eine kleine Meckerei erlaubt und die betrifft die Tatsache, dass ich für jede Steuererklärung immer zwei installierte Versionen von SSE auf dem Rechner halten muss. Für das Steuerjahr 2020 brauche ich SSE 2021 zum Erstellen der Einkommensteuererklärung. Gut, diese Diskrepanz ist ein verständlicher Marketing-Gag und sei dem Hersteller gegönnt. Aber warum muss ich für die Photovoltaik-Gewinnermittlung für dasselbe Steuerjahr die vorherige Version SSE 2020 vorhalten? Und nicht nur das - ich muss ja immer auch höllisch aufpassen, dass ich mir vorher überlege, die richtige Version aufzurufen - der oben erwähnte Marketing-Gag macht das ja nicht einfacher. Endgültig idiotisch wird das, wenn man (wie es bei mir bis vor kurzem der Fall war) neben der PV noch eine zweite selbständige Einkunftsart, z.B. Freiberuf, hat. Dann braucht man für beide selbständige Tätigkeit auch wieder unterschiedliche SSE Versionen.
Als Life-Hack für diesen Bockmist habe ich mir seit langem angewöhnt, die Navigationsfunktion von SSE überhaupt nicht mehr zu nutzen und statt dessen die einmal angelegten Steuerfälle ausschließlich mit dem Windows-Dateiexplorer aufzurufen. (Einkommensteuer- und PV-Fälle liegen bei mir in einem Verzeichnis für das betreffende Steuerjahr.) Wenigstens behandelt SSE solche Aufrufe korrekt und startet z.B. MeinSteuerFall.ESt2020 korrekt mit SSE2021 und das zugehörige MeinPVFall.GewPV2020 aber mit SSE2020. Der Nachteil ist natürlich, dass ich dann immer die Backup-Versionen dabei habe, was die Navigation sehr unübersichtlich macht. Aber wenn das mit dem Dateiexlorer schon so gut klappt, kann man das dem SSE-Navigat... äh, der heißt ja jetzt "Steuertipps-Center" ... nicht auch noch irgendwie beibringen, damit ich aus diesem einen Center heraus meinen gesamten Steuerfall eines Steuerjahres im Blick habe?